Author: Alexander Rodosek
Zuletzt geändert durch Redaktion am: 13. März 2023
Sicherlich hat sich das niemand so ausgemalt, aber manchmal scheint er der einzige Weg zu sein: Ein Studienabbruch.
Für einen Studienabbruch gibt es mannigfaltige Gründe und auch mindestens ebenso viele Zweifel und Ängste, die damit einhergehen.
- Wie stehe ich als Studienabbrecher da?
- Wie wirkt es im Lebenslauf, wenn ich ein Studium abgebrochen habe?
- Und welche finanziellen Konsequenzen habe ich, wenn ich das Studium schmeißen will?
Zunächst einmal: Tief durchatmen! Ein Studienabbruch kommt häufiger vor als Du denkst und er ist kein Weltuntergang.
Mit welchen Konsequenzen Du rechnen musst und welchen Unterschied es macht, in welchem Studienabschnitt Du die Entscheidung triffst, erklären wir Dir in diesem Beitrag.
Kann man sein Studium jederzeit abbrechen?
Rein theoretisch gesprochen: Du kannst Dein Studium jederzeit abbrechen. Niemand zwingt Dich dazu, es zu absolvieren oder durchzuziehen. Du kannst also genauso gut
- den Master abbrechen,
- ein duales Studium abbrechen
- oder das Handtuch bereits nach einigen Semestern werfen.
Die entscheidenden Gründe dafür musst nur Du kennen und musst sie auch nur Dir selbst gegenüber rechtfertigen. Natürlich solltest Du Dir den Schritt gut überlegen.
Welche Gründe sprechen für einen Studienabbruch?
Soll ich mein Studium abbrechen? Mach für Dich selbst einen kleinen Test dazu, indem Du Dir aufschreibst, welche Gründe dafür und welche dagegen sprechen. Die Gründe für einen Studienabbruch sollten dabei deutlich gegenüber denen, die dagegen sprechen, überwiegen.
Die Studienabbruchgründe sollten zudem wirklich wichtig sein. So etwas wie “meine Kommilitonen sind unsympathisch” oder “der Weg zur Uni ist mühsam und lang” sollte gar nicht erst in der Für-und-Wider-Liste landen.
Hier einige häufige Gründe, die dafür sprechen, dass Du das Studium abbrechen könntest.
1. Das Studium langweilt Dich
Du sitzt in den Vorlesungen und versuchst, aufmerksam zu folgen, merkst aber, dass Dich der Stoff rein überhaupt nicht interessiert und Du partout keinen Zugang zu dem Thema findest.
Du reagierst entsprechend gelangweilt und empfindest die Vorlesungen zunehmend als Zeitverschwendung, während Du überlegst, was Du sonst machen könntest.
In dem Fall ist das Studium oder das konkrete Fach, für das Du Dich entschieden hast, möglicherweise nicht Dein Ding und nichts, was Dich im Berufsleben später erfüllen könnte.
2. Du studierst nur, um etwas zu tun zu haben
Gehörst Du vielleicht zu denjenigen, die nach dem Abitur nicht wirklich eine Idee hatten, was sie tun wollen und die sich eher aus Ratlosigkeit an der Uni eingeschrieben haben? Und nun studierst Du Semester für Semester, entwickelst aber weder Begeisterung noch Bezug dazu?
In dem Fall ist es besser, Du nimmst eine Berufsberatung in Anspruch, um herauszufinden, was Dich wirklich interessieren könnte.
3. Du hast keine Perspektive für die Zeit nach Deinem Studium
Vielleicht findest Du Dein Studium an sich auch ganz spannend, hast aber keine Idee, was Du später damit einmal beruflich machen sollst. Auch sämtliche Überlegungen dahingehend haben zu Berufen geführt, die so absolut nicht Deins sind?
Vielleicht hast Du mit dem Studium einfach ein sehr fachspezifisches Interesse von Dir bedient, merkst beim Nachdenken aber, dass privates Interesse und Berufsleben einfach nicht das gleiche sind.
4. Du hast keine Zeit mehr für Deine Familie und Deine Hobbys
Nimmt Dich das Studium so in Anspruch, dass Du weder für Familie noch für Hobbys Zeit findest? In dem Fall beansprucht es Dich möglicherweise zu viel. Vielleicht ist der Stoff zu komplex oder schlichtweg nicht Deins.
Wenn Dich ein Studium so sehr beansprucht, dass Dein Privatleben kaum mehr stattfindet, wird es Dir auf Dauer mehr schaden als nützen, denn die Situation macht Dich nicht nur unglücklich, sondern schadet Dir langfristig auch gesundheitlich.
5. Du bist oft krank, schlecht gelaunt oder sogar depressiv
Vielleicht ist es so weit auch schon gekommen und Du fühlst Dich während dem Studium sehr oft krank oder verstimmt? Für viele Menschen ist der ständige Prüfungsdruck und die hohe Disziplin, die Du beim Lernen an den Tag legen musst, schlichtweg zu viel. Vielleicht bist Du einfach nicht der Typ, dem so etwas liegt.
Solltest Du merken, dass Dich das Studium gesundheitlich mitnimmt, dann ist es tatsächlich an der Zeit, über einen Abbruch nachzudenken.
Studium abbrechen: Was sind die Konsequenzen?
Über einen Studienabbruch nachdenken, ist das eine – doch wenn Dein Entschluss wirklich feststeht, musst Du ihn auch gehen. Viele Studierende fürchten sich vor dem Moment, weil sie die Konsequenzen schlecht abschätzen können.
Wir zeigen Dir hier, was es zu beachten gibt. Zunächst einmal erfolgt der Abbruch über die Exmatrikulation bei der betreffenden Hochschule – ab dann bist Du offiziell kein Student mehr.
Die BAföG Rückzahlung bei Studienabbruch
Willst Du das Studium abbrechen und hast bislang BAföG bezogen, bist Du verpflichtet, den Abbruch unverzüglich dem Amt zu melden. Du hast ab dem Folgemonat dann bereits keinen Anspruch auf BAföG mehr.
Natürlich verlangt das BAföG-Amt bei einem Studienabbruch auch eine Rückzahlung. Allerdings brauchst Du die BAföG Rückzahlung nicht unmittelbar nach Studienabbruch befürchten.
Da BAföG ja zu 50% ein Darlehen ist, brauchst Du überhaupt auch nur diesen Teil zurückzahlen. Und zwar erst 5 Jahre nach Ablauf der Regelstudienzeit. Das ist auch bei einem Studienabbruch so.
Beispiel:
Du startest zum Wintersemester 2022 ein Studium. Deine Regelstudienzeit läuft bis September 2025. Allerdings brichst Du bereits im Mai 2023 ab. Die Rückzahlung für das bis dahin erhaltene BAföG beginnt trotzdem erst ab Herbst 2030, also fünf Jahre nach Ablauf der Regelstudienzeit.
Kann man sein Studium abbrechen und trotzdem Kindergeld bekommen?
Kindergeld dient dazu, Dich bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres auf Deinem Ausbildungsweg zu unterstützen. Brichst Du das Studium ab, musst Du das unverzüglich dem Amt melden.
Trittst Du nach dem Studienabbruch eine Ausbildung an, erhältst Du dafür weiterhin Kindergeld. Wechselst Du hingegen direkt ins Berufsleben, erlischt Dein Anspruch auf Kindergeld hingegen.
Wie sieht es nach dem Studienabbruch mit der Krankenkasse aus?
Auch Deiner Krankenkasse solltest Du unverzüglich melden, dass Du das Studium abgebrochen hast. Falls Du über einen Studententarif versichert bist, erlischt dieser mit der Exmatrikulation und Du wirst bei der Krankenkasse als freiwillig gesetzlich Versicherter geführt. Das bedeutet vor allem einen deutlich höheren monatlichen Beitrag.
Beginnst Du nach dem Abbruch hingegen eine Ausbildung, ändert sich an dem günstigen Tarif in der Regel erst einmal wenig.
Was passiert mit meinem Studienkredit?
Mit dem KfW Studienkredit verhält es sich beim Studienabbruch ähnlich wie mit dem BAföG nach der Exmatrikulation. Du musst den Abbruch auch hier unverzüglich melden.
Wenn Du nach dem Abbruch kein weiteres Studium aufnimmst, sondern stattdessen in eine Ausbildung oder ins Berufsleben wechselst, endet die Auszahlungsphase auch mit dem Abbruch und es beginnt damit auch direkt die sogenannte Karenzphase, die in der Regel 18 Monate beträgt. Sprich, danach musst Du mit den Rückzahlungen beginnen.
Studium abgebrochen und nun? So geht es weiter
Jetzt hast Du das Studium abgebrochen, aber was nun? Alljährlich stellen sich viel mehr junge Leute diese Frage, als Du vielleicht denken magst. Einen Plan solltest Du Dir natürlich überlegen.
1. Ein anderes Studium beginnen
Vielleicht war der Studiengang ja einfach nur der falsche und Du merkst, dass Du in einem anderen Fachbereich besser aufgehoben bist? In dem Fall beginnst Du ein zweites Studium.
Je nachdem wie fachfremd oder fachnah es zum vorherigen ist, kannst Du Dir einige Scheine aus dem abgebrochenen Studium vielleicht sogar anrechnen lassen. Dazu kann man Dich im Studentenwerk beraten.
2. Studium abbrechen und eine Ausbildung anfangen
Vielleicht ist die viele Theorie auch einfach nichts für Dich und Du möchtest nach dem Abbruch eine Ausbildung beginnen. Auch hier solltest Du Dich bei einer Berufsberatung erkundigen: Geht die Ausbildung in einen ähnlichen Bereich wie Dein abgebrochenes Studium, kannst Du Dir die Semester möglicherweise anrechnen lassen und bekommst eine verkürzte Ausbildungsdauer.
3. Studium abbrechen und als Quereinsteiger beginnen
Warum nicht ganz was anderes machen und als Quereinsteiger in eine ganz andere berufliche Branche wechseln? Deine Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht.
Viele Unternehmen suchen nach jungen und dynamischen Mitarbeitern, die über den Tellerrand denken können und frischen Wind mitbringen. Möglicherweise hast Du bei Start Ups und kleineren Unternehmen die besseren Karten.
Bei großen Firmen herrschen häufig noch strenge Richtlinien, was konkret im Lebenslauf stehen sollte.
4. Nach dem Studienabbruch in die Selbstständigkeit
Nach dem Studium in die Selbständigkeit zu wechseln ist sicherlich der mutigste und riskanteste Weg. Du brauchst wirklich einen Überblick und einen Plan zu dem, was Du da anpacken möchtest. Allerdings gibt es – siehe Bill Gates – auch absolute Erfolgsgeschichten.
Letztendlich ist es eine Typfrage, ob es Dir liegt, Deine Geschicke komplett selbst in die Hand zu nehmen.
Was muss ich beim Studienabbruch beachten?
Nun hast Du den Entschluss zum Abbruch gefasst. Wie aber gehst Du vor? Dafür gibt es von Amts wegen zwei Möglichkeiten.
1. Exmatrikulation auf Antrag
Die Exmatrikulation auf Antrag erfolgt auf eigenen Wunsch.
- Du holst Dir dazu ein entsprechendes Antragsformular aus dem Studentensekretariat – oder online – und füllst es aus.
- Danach reichst Du es ein und teilst Deiner Hochschule dadurch Deinen Entschluss mit, das Studium beenden zu wollen.
2. Zwangsexmatrikulation
Die Zwangsexmatrikulation wird häufig auch als Studienabbruch von Amtswegen bezeichnet. Das kann Dir ungewollt passieren oder aber Du legst es darauf an.
Denn folgende Dinge haben zur Konsequenz, dass Deine Hochschule Dich von sich aus exmatrikulieren wird: Du hast
- Dich nicht ordnungsgemäß zum neuen Semester zurückgemeldet.
- Prüfungsfristen oder Anmeldefristen zur Prüfung nicht eingehalten.
- Deine Verwaltungs – oder Studiengebühren trotz Mahnungen nicht gezahlt.
- Prüfungen nicht bestanden oder nicht bis zum geforderten Termin abgelegt.
Wir raten Dir hier aber dringlich: Vermeide es, dass es zur Zwangsexmatrikulation kommt. Häufig kannst Du danach das betreffende Fach oder an der betreffenden Hochschule nicht mehr studieren – und im Lebenslauf macht sich das auch nicht besonders gut.
Wenn Du sicher bist, dass Du abbrechen möchtest, dann stelle aktiv von Dir aus den entsprechenden Antrag.
FAQ zum Thema: Studium abbrechen
Ist es schlimm, wenn man sein Studium abbricht?
Das ist nicht schlimm und kommt häufiger vor als Du denkst. Brichst Du allerdings mehrere Studiengänge und/oder Ausbildungen ab, wirkt das im Lebenslauf nicht besonders positiv.
Welches Studium wird am häufigsten abgebrochen?
Laut einer Statistik für Studienabbrecher gibt es die höchsten Abbruchquoten in Mathematik und generell in Naturwissenschaften. Rund 40% aller Mathe-Studenten beenden sogar vorzeitig.
Kann man ein abgebrochenes Studium wieder aufnehmen?
Das Studium abbrechen und später fortsetzen ist möglich. Erkundige Dich dazu aber an Deiner Hochschule – denn die Unis handhaben das etwas unterschiedlich voneinander. Häufig funktioniert das über die Bewerbung für ein höheres Fachsemester.
Wann soll ich das Studium abbrechen?
Wenn Du merkst, dass Du Dich mit der Wahl des Studienfachs vertan hast, ist es ratsam, das Studium relativ bald abzubrechen, um nicht noch mehr Zeit zu verschenken.
Weniger ratsam ist es, das Studium kurz vor Ende abzubrechen. Wenn Du schon soweit bist, solltest Du es zu Ende bringen.
Zudem würden wir Dir nicht raten, den Entschluss zu voreilig zu fällen und das Studium schon im 1. Semester abzubrechen. Oft gibt es Startschwierigkeiten, die sich später dann aber legen. Das solltest Du abwarten.
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